Jeder Moment war es wert
Neue Herausforderung wartet
Meinen allerletzten Blog als Profi Golfer verfasse ich in Question & Answer-Format mit Fragen, welche mir immer wieder gestellt wurden, mit kurzem Rückblick auf meine Karriere und einige Gedanken zu meiner neuen Aufgabe als Clubmanager in Luzern.
Schönster Moment – härtester Moment deiner Karriere?
Ein besonderes Erlebnis war meine erstmalige Qualifikation für die PGA TOUR Canada im 2011, der 4. Rang Weltmeisterschaften Amateure Puerto Rico und die diversen Schweizermeistertitel.
Eine der grössten Enttäuschungen war die 3. Runde European Tour Qualifyingschool Frankreich 2013 (nach ausgezeichneter 1 & 2. Runde). Hart waren auch die letzten anderthalb Jahre.
Was hat dir am besten gefallen an deinem Beruf?
Die tägliche Herausforderung mit mir selbst und das Adrenalin auf den letzten Löchern, wenn es um Sieg oder Cut ging. Das weltweite Reisen hat mir unendliche viele Eindrücke ermöglicht.
Was hat dich am meisten motiviert für dein jahrelanges Training?
Ich hatte immer Ziele und wollte herauszufinden wie weit ich kommen kann. Wenn ich hart trainierte und danach einen Erfolg feiern konnte, war dies eine unbeschreibliche Genugtuung.
In welchen Ländern hast du überall Golfturniere bestritten? Wo hat es dir am besten gefallen?
Ich habe auf jedem Kontinent Golf gespielt. Nordamerika wurde meine zweite Heimat, doch jedes Land hat seine Reize. Die Verschiedenheit der Golfplätze hat mir sehr gefallen.
Was hast du während deiner Karriere am wenigsten gerne getan? Was am liebsten?
Die Trainingssession im Kraftraum war nicht meine Lieblingsbeschäftigung, ich bin lieber draussen auf dem Golfplatz. Das Leben aus dem Koffer kann irgendwann auch mal eintönig werden. Ein gutes Training hinter mir zu haben, hat mich immer sehr befriedigt. Neben dem Golfspiel habe ich das Erkunden von neuen Orten, Essen und Kulturen genossen.
Woran denkst du am liebsten zurück in deiner Karriere, auf was hättest du verzichten können?
Die vielen Erlebnisse auf und auch neben dem Golfplatz und die Begegnungen mit den verschiedensten Menschen haben mein Leben bereichert. Die Sponsorensuche war sicher oft schwierig und eine sehr zeitintensive Angelegenheit, der Kontakt mit meinen Sponsoren dann aber immer auch menschlich sehr wertvoll.
Welches Ziel hättest du gerne erreicht während deiner Karriere?
Die Olympischen Spiele 2016 in Rio waren sicher ein grosser Traum von mir und natürlich erfolgreich auf der US PGA TOUR zu spielen.
Was hast du für dein gesamtes Leben gelernt?
Leidenschaft (es schafft manchmal aber eben auch leiden), Auseinandersetzung mit mir selber, Hindernisse überwinden, Umgang mit Hoch und Tiefs, Umgang mit Druck. All dies wird mir auch in meinem zukünftigen Leben nützlich sein.
Was hat dir deine Karriere in beruflicher Hinsicht gebracht?
Ich denke viel. Ich konnte mir ein sehr grosses Wissen im Golfbereich aneignen und viele Beziehungen aufbauen. Zudem sind viele Fähigkeiten, welche man im Spitzensport benötigt, auch in einem „normalen“ Beruf von Bedeutung.
Was hat gefehlt zum totalen Durchbruch?
Schwierig zu beantworten. Sicher war eine optimale Trainerbegeleitung nie gegeben (ein Coach welcher mich z.B. auch mal bei einem Turnier begleitet und mir Feedback gegeben hätte), ich musste viel im Alleingang machen. Ich war nie der Longhitter und dazu war das Putting nicht konstant genug. Am Schluss fehlte vielleicht auch das Quäntchen Glück, um im richtigen Moment die beste Leistung abzuliefern zu können.
Was war dein peinlichstes Erlebnis während deiner Karriere?
Als ich bei einem College-Turnier in Hawaii für mein Team der Augusta State University am ersten Loch vor all meinen Teamkollegen zwei Bälle ins Out verzog.
Hast du auch etwas gesehen von den Ländern, in denen du Turniere gespielt hast?
Manchmal hatte man etwas Zeit, sich ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen, doch während der Turnierwoche lag der Fokus in meiner freien Zeit auf die Erholung vom Golfdruck und den Reisestrapazen.
Wenn morgen die Welt unterginge, welchen Golfplatz würdest Du gerne nochmals oder unbedingt einmal spielen?
Einen Golfplatz den ich unbedingt einmal spielen möchte, wäre „Cypress Point“ (Alister Mackenzie Design) in Kalifornien. Einen Platz, den ich bereits mehrmals spielen durfte, aber für eine Runde sofort in den Flieger steigen würde, wäre „Augusta National“.
Woran soll man oder woran wirst du am meisten zurückdenken an deine Karriere?
Ich bin stolz, dass ich einen speziellen, teilweise neuen Weg für einen Schweizer Profi gegangen bin und auch Unbequemes in Kauf genommen habe, um meinem Ziel der Qualifikation für die US PGA Tour näher zu kommen. Sicher werde ich nie vergessen, dass ich einige ganz tolle Schläge in sehr wichtigen Momenten abrufen konnte.
Was ist das Härteste bei einem Karrierenende? Was das Schönste?
Ich werde sicher das Adrenalin vermissen, welches man an einem wichtigen Turnier verspürt. Angenehm ist, dass ein gewisser Druck wegfällt und ich nicht mehr mein „ganzes“ Leben einer Sache verschreiben muss. Ich freue mich auch, nun etwas mehr Zeit zu haben für Privates.
Wie bist du bei deinem Übertritt vom Spitzensportler ins „normale“ Leben vorgegangen und wie bereitest du dich auf die neue Berufslaufbahn als Clubmanager vor?
Als mein Rücktritt feststand, habe mich mit mehreren ehemaligen erfolgreichen Spitzensportler getroffen und Gespräche geführt über den sicher nicht einfachen Schritt. Als Vorbereitung für meine neue Berufsaufgabe habe ich mich mit langjährigen Clubmanagern zusammengesetzt, welche mich mit Ihrer Erfahrung ganz toll unterstützt haben. Zudem sind auch die Gespräche mit Dozenten und Gleichgesinnten bei meiner momentanen Weiterbildung zum Senior Golfmanager bereichernd.
Worauf freust du dich am meisten in deinem neuen Lebensabschnitt?
Auf ein etwas geregelteres Leben, meine eigene Wohnung und auf mehr Zeit für alte Hobbies, Familie und Freunde.
Was kannst du jetzt endlich tun, was vorher während der Karriere nicht möglich war?
Unter anderem habe ich während der letzten Jahre auf das Skifahren verzichtet, weil das Unfallrisiko zu hoch war. Nun freue ich mich, als gebürtigen Flimser, im Winter endlich wieder einige Kurven im Schnee ziehen zu können und dies erst noch ohne schlechtes Gewissen, dass ich damit Golf-Trainingszeit verpasse.
Wie stellst du dir deine Zukunft als Golfmanager im Golfclub Luzern vor? Worauf freust du dich am meisten?
Ich freue mich, meine langjährigen Erfahrungen in diversen Golfclubs dieser Welt in den wunderschönen Lucerne Golf Club einzubringen. Hier ein Video meines neuen Arbeitsplatzes. Neben meinen Managementaufgaben und dem Kontakt mit den Mitgliedern, werde ich sicher auch interessierten Junioren Tipps aus meiner Karriere weitergeben. Ich hoffe, mit meiner Leidenschaft für den Golfsport den Mitgliedern und Gästen Freude zu bereiten.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Mich der neuen Herausforderung in Luzern voll hinzugeben und ab & zu auch selber noch die Golfschläger zu schwingen.
Wer Lust hast, kann Impressionen meines zukünftigen Lebensweges weiterhin über Twitter
(@Roger_Furrer) verfolgen.
Zu guter Letzt etwas zum schmunzeln aus Kanada, einem Land das ich in den letzten Jahren zu einer liebgewonnen Golfwahlheimat wurde:
Video Bärentanz